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Danke

Heyho,


ich bin nun schon seit genau 4 Wochen wieder in Deutschland und auch, wenn alles normal verlaufen wäre, wäre ich jetzt wieder zu Hause. Gestern wurde ich 16. Das ist krass. Wie irgendwie alles, was in meinem Auslandsjahr war.

Inzwischen finde ich dieses doch schon wandelbare Wort übrigens sehr gut, um mein Auslands(halb)jahr zu beschreiben. Das Problem ist nämlich, dass das echt schwer geht. Klar Leute fragen dich: "Na Marie, wie war's so in Irland?" Und ich stehe dann nur da und all die Momente ziehen an meinem inneren Auge vorbei.

Ich in meiner kleinen Schule wie ich mich an ungefähr 500 anderen Schülern erflogreich vorbeischlängele, ohne dabei wie ein Vollhorst auszusehen.

Ich am Strand wie ich das Geräusch der Wellen genieße und das Salz in der Luft schmecke.

Ich lachend mit Freunden bis mir die Luft ausgeht und der Bauch weh tut.

Ich im Christmas Exam wie ich all mein Englisch beisammen suche und irgendwelche Long Questions über Steine schreibe.

Ich wie ich, als wäre es das normalste der Welt, alleine fliege und alles gut geht.

Ich mit meinen Freunden in Dublin, wie wir die besten Donuts essen und dann aussehen, als hätten wir ein Schokoladen-Massaker durchlebt.

Ich wie ich meinen Gastbruder durchs ganze Haus jage um den Hund wieder kuscheln zu können.

Aber auch:

Ich wie ich mitten in der Schule anfange zu weinen, weil alles so viel ist.

Ich wie meine Freundin und ich uns anmotzen.

Ich alleine in meinem Zimmer, wundernd warum ich überhaupt hier bin.

Ich mit einem schlechten Chemietest in der Hand, aber wen kümmert's schon?

Ich am Telefon mit meinen Eltern, dass ich nach Hause muss.

Ich im Streit mit meiner Gastmutter, mit der Frage, ob das wirklich ein zu Hause für mich sein kann.


Es gibt so viele gute, aber auch so viele schlechte Momente in meinem Auslandsjahr. Es war eine Achterbahnfahrt. Das Problem ist: Ich kann den Menschen aus Deutschland von diesen ganzen Momenten erzählen, aber ich wage zu bezweifeln, dass sie es jemals verstehen werden. Es ist halt anders, im irischen Supermarkt einzukaufen mit einer Schuluniform an, weil es gerade Mittagspause ist, als das im normalen deutschen Supermarkt zu tun. Es ist ein anderes Lebensgefühl. Weil es ein anderes Leben ist.


Deswegen sag ich einfach: Es war krass.


Man kann krass nämlich zweifach verwenden:

1. Als Wort für sich. Dann heißt es laut Duden: in begeisternder Weise gut, schön.

2. Mit einem anderen Adjektiv (z.B. es war krass schön, es war krass traurig). Dann heißt es eher: in seiner Art besonders extrem. Also ist es in diesem Fall ein Wort, dass ein anderes Wort verstärkt. (Okay lassen wir das)


Würde ich ein Auslandsjahr empfehlen?

Ja, immer und immer wieder. Wenn du die Chance dazu hast (d.h. du bist im richtigen Alter, hast stabile Noten, die richtige Motivation und die richtigen finanziellen Mittel), dann tu es!

Ich habe mich immer gefragt, wann im Auslandsjahr dieser eine Moment kommt, wo ich sage: Okay jetzt war es geil. Jetzt kann ich ein Auslandjahr guten Gewissens weiter empfehlen.

Aber dieser Moment kam nicht, also wartet auch nicht darauf.

Es ist die Macht des Rückblickens, die mich das sagen lässt.

Es ist das psychologische Phänomen, dass im Nachhinein alles einfach scheint.

Es ist die Fähigkeit, ein Gesamtbild ausmachen zu können.


Während ich auf der grünen Insel war, dachte ich mir zu Zeiten, dass eigentlich nichts absolout Spannendes in meinem Auslandsjahr passiert. Klar, man macht mal dies und das mit seinen Freunden, lernt dies und das Englische (z.B. das Wort für Weißkohl) und joa, man sieht vielleicht auch ein paar Plätze und Städte. Aber während man das alles erlebt? Klar, es macht schon echt Spaß und so, aber du denkst dir eher wie unbedeutend dein Auslandsjahr doch ist. Kein Engel der vom Himmel zu dir schwebt und dich heiligt mit dem Abzeichen: Du bist würdig, da du ein paar Monate während deiner Schulzeit nicht zu Hause warst.

Jedenfalls war das bei mir nicht so, ich kann schlecht für andere sprechen.


Aber trotzdem. Jetzt so im Nachhinein. Es war etwas ganz spezielles. Ich habe mich verändert bzw. etwas hat sich für mich verändert. Dieses Etwas ist nicht greifbar.

Deswegen muss jeder es selbst erleben. Wenn man nicht die Chance hat, kommt dieses Etwas an anderer Stelle. Und ich glaube es gibt kan viele Etwase in jedem Leben. Auch auf mich warten noch etliche.


An alle die dieses Auslandsjahr möglich/besonders gemacht haben:

Danke.

Thank you.

Ihr werdet immer in meinem Herzen sein, auch wenn ihr ganz weit weg wohnt (wow, Marie wird kitschig).


Bleibt sicher, gesund und vor allem zu Hause,

Marie



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